Die Zombie-Apokalypse ist in Stuttgart angekommen. Am Schauspielhaus wurde Ödön von Horváths «Zur schönen Aussicht» unter der Regie von Christina Tscharyiski als düstere Endzeit-Vision neu interpretiert. Die Premiere am vergangenen Wochenende sorgte für gemischte Reaktionen bei den rund 400 Besuchern.
Die österreichische Regisseurin verwandelt Horváths Hotelkomödie aus den 1930er Jahren in ein bedrückendes Untergangsszenario. Das Bühnenbild von Sophie Lux zeigt ein verfallenes Hotel, wo die Figuren wie Untote durch die Ruinen irren. «Wir wollten die gesellschaftliche Zersetzung, die Horváth thematisiert, in ein heutiges Bild übersetzen», erklärt Dramaturgin Stefanie Hackl. Die ursprüngliche Kritik am Kleinbürgertum wird hier zur Abrechnung mit einer zerfallenden Gesellschaft. Besonders eindrucksvoll sind die Szenen, in denen die Stuttgarter Topografie in die Handlung eingewoben wird – der Schlossplatz als letzter Zufluchtsort erscheint besonders wirkungsvoll.
Das Ensemble um Paula Skorupa und Sebastian Röhrle liefert intensive Darstellungen, die zwischen Komik und Horror pendeln. Stuttgarts Theaterszene reagiert gespalten auf die radikale Neuinterpretation. Die nächsten Vorstellungen im Februar sind bereits ausverkauft. Ein düsterer Theaterabend, der lange nachwirkt.