Der Zug ist weg – und mit ihm die Planbarkeit. Die aktuelle ICE-Sperrung zwischen München und Berlin sorgt seit letzter Woche für lange Gesichter bei Reisenden. Was als gewöhnliche Bauarbeiten begann, entwickelte sich zum Verkehrschaos. Bis zu drei Stunden längere Fahrtzeiten und überfüllte Ersatzzüge bestimmen nun den Alltag vieler Pendler und Urlauber.
«Diese Situation ist leider symptomatisch für den Zustand unserer Infrastruktur», erklärt Verkehrsexperte Martin Burkert vom Eisenbahn-Verband EVG. Die Deutsche Bahn kämpft mit altersschwachen Gleisen und Brücken. Dazu kommen Personalmangel und Lieferengpässe bei Ersatzteilen. Gestern stand ich selbst am Münchner Hauptbahnhof, als eine Familie mit drei Kindern erfuhr, dass ihr Zug nach Berlin ausfällt. Die Enttäuschung war greifbar. Der Umweg über Nürnberg bedeutet für viele nicht nur Zeit-, sondern auch Nervenverlust.
Die Probleme zeigen, wie abhängig wir von funktionierender Mobilität sind. Der ADAC berichtet von deutlich mehr Verkehr auf den Autobahnen zwischen den Metropolen. Ausgerechnet in Zeiten, in denen wir verstärkt auf klimafreundliche Verkehrsmittel setzen wollen. Die Sperrung soll laut Bahn bis zum 14. Mai andauern. Bis dahin heißt es für uns alle: Geduld haben, Alternativen finden und vielleicht die Chance nutzen, unbekannte Zwischenstopps zu erkunden. Manchmal führen Umwege zu überraschenden Entdeckungen.