Die Preise für Eigentumswohnungen in Frankfurt am Main haben ein Niveau erreicht, das für viele Bürgerinnen und Bürger den Traum vom eigenen Zuhause unerreichbar macht. Besonders Alleinverdiener stehen vor einer nahezu unmöglichen Aufgabe. Eine aktuelle Untersuchung des Immobilienportals ImmoScout24 zeigt, dass selbst gut verdienende Einzelpersonen in der Mainmetropole an ihre finanziellen Grenzen stoßen, wenn es um den Immobilienerwerb geht.
«Wer in Frankfurt allein eine Immobilie finanzieren möchte, braucht ein überdurchschnittliches Einkommen und erhebliche Ersparnisse», erklärt Franziska Erdle, Immobilienexpertin bei der Verbraucherzentrale Hessen. «Die Kombination aus hohen Quadratmeterpreisen und gestiegenen Zinsen hat die Belastungsgrenze für viele weit überschritten.»
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.500 Euro – was bereits über dem Frankfurter Durchschnittsverdienst liegt – können Alleinverdiener bei einer Bank maximal ein Darlehen von etwa 250.000 Euro erhalten. Dies reicht in den meisten Stadtteilen nicht einmal für eine kleine Zweizimmerwohnung aus.
In beliebten Vierteln wie Sachsenhausen oder Nordend werden für eine 65-Quadratmeter-Wohnung durchschnittlich 380.000 bis 450.000 Euro verlangt. «Die Schere zwischen Einkommen und Immobilienpreisen geht immer weiter auseinander», bestätigt Martin Weber vom Mieterverein Frankfurt. «Selbst mit einem Eigenkapital von 20 Prozent, also etwa 80.000 Euro, bleibt eine erhebliche Finanzierungslücke.»
Die Stadt Frankfurt hat das Problem erkannt. «Wir arbeiten an verschiedenen Maßnahmen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen», sagt Stadtrat Johannes Keller. Dazu gehören Förderprogramme für Erstkäufer und die Ausweisung neuer Baugebiete mit Preisbindungen. Im Neubaugebiet Hilgenfeld sollen beispielsweise 30 Prozent der Wohnungen zu vergünstigten Konditionen an Frankfurter mit mittlerem Einkommen verkauft werden.
Experten raten Kaufinteressenten, auch die Randbezirke und das Umland in Betracht zu ziehen. In Stadtteilen wie Fechenheim oder Sindlingen liegen die Quadratmeterpreise noch unter 4.000 Euro, während sie in zentralen Lagen längst die 6.000-Euro-Marke überschritten haben. Auch Städte im Umland wie Offenbach oder Bad Vilbel bieten deutlich günstigere Alternativen.
«Viele meiner Kunden pendeln lieber 30 Minuten mit der S-Bahn, als auf den Traum vom Eigenheim zu verzichten», berichtet Immobilienmaklerin Sabine Eckert. «In Städten wie Hanau oder Maintal bekommen sie für das gleiche Budget deutlich mehr Wohnfläche und oft sogar einen kleinen Garten dazu.»
Die aktuelle Entwicklung führt zu einem spürbaren Wandel in der Bevölkerungsstruktur Frankfurts. Junge Familien und Alleinstehende mit mittlerem Einkommen ziehen verstärkt ins Umland. «Diese Abwanderung kann langfristig problematisch für die Stadt werden», warnt Stadtsoziologin Dr. Claudia Müller von der Goethe-Universität. «Wir beobachten erste Anzeichen einer sozialen Entmischung in einigen Vierteln.»
Für Sarah Lehmann, eine 34-jährige IT-Fachkraft, ist der Traum vom Eigentum in Frankfurt vorerst geplatzt. «Ich verdiene gut und habe jahrelang gespart. Trotzdem reicht es nicht für eine Wohnung in der Stadt, in der ich arbeite und lebe», erzählt sie. Stattdessen hat sie sich für eine Mietwohnung in Frankfurt-Bornheim entschieden und legt ihr Erspartes anderweitig an.
Finanzexperten raten, angesichts der aktuellen Lage Alternativen zum klassischen Wohnungskauf zu prüfen. «Genossenschaftsmodelle oder Baugemeinschaften können auch für Alleinverdiener interessante Optionen sein», empfiehlt Wirtschaftsberater Thomas Klein. «Auch Mietkauf-Modelle gewinnen wieder an Bedeutung.»
Die Stadt Frankfurt hat zudem das Programm «Frankfurt fairmieten» ins Leben gerufen, das Anreize für Vermieter schafft, Wohnungen zu moderaten Preisen anzubieten. Obwohl dies keine direkte Lösung für Kaufwillige darstellt, könnte es den Druck auf den Immobilienmarkt langfristig mildern.
«Wir beobachten erste Anzeichen einer Preisberuhigung», sagt Markus Schmidt von der IHK Frankfurt. «Die extremen Steigerungsraten der vergangenen Jahre scheinen vorbei zu sein.» Dennoch rechnen Experten nicht mit einem signifikanten Preisrückgang in den kommenden Jahren. Dafür sei der Zuzug nach Frankfurt und die Nachfrage nach Wohnraum weiterhin zu hoch.
Für Alleinverdiener bleibt die Lage herausfordernd. Der Immobilienerwerb in Frankfurt erfordert entweder ein außergewöhnlich hohes Einkommen, substanzielles Eigenkapital oder die Bereitschaft, ins Umland zu ziehen. Die Diskrepanz zwischen Wohnträumen und finanzieller Realität wird für viele ein bestimmender Faktor ihrer Lebensplanung bleiben.