Das inklusive Café Bäumchen in Dortmund hat nach nur zwei Jahren überraschend seine Türen geschlossen. Die Nachricht verbreitete sich schnell unter den Stammgästen und sorgte für Bestürzung in der lokalen Gemeinschaft. Das Café hatte sich als wichtiger Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung etabliert.
«Es ist ein herber Verlust für unsere Stadt», sagt Monika Schulz, eine langjährige Besucherin des Cafés. «Hier konnten Menschen aller Fähigkeiten zusammenkommen, Kaffee trinken und sich austauschen. Diese besondere Atmosphäre wird fehlen.»
Das Café Bäumchen öffnete im Jahr 2021 in der Nähe des Westparks und verfolgte ein besonderes Konzept: Menschen mit Behinderungen arbeiteten gemeinsam mit nicht-behinderten Kollegen im Service und in der Küche. Dieses inklusive Modell wurde von vielen Dortmundern geschätzt und unterstützt.
«Wir hatten eine Vision von echter Inklusion am Arbeitsplatz», erklärt Thomas Weber, einer der Gründer des Cafés. «Unser Team hat bewiesen, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten erfolgreich zusammenarbeiten können. Leider haben die finanziellen Herausforderungen unsere Bemühungen überschattet.»
Nach Informationen der Lokalredaktion führten mehrere Faktoren zur Schließung. Neben steigenden Mietkosten und höheren Ausgaben für Lebensmittel und Energie spielten auch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie eine Rolle. Das Café hatte während der Lockdowns erhebliche Einbußen erlitten und konnte sich trotz treuer Stammkundschaft nicht vollständig erholen.
Die Stadtverwaltung zeigt sich betroffen. «Wir bedauern die Schließung des Café Bäumchen sehr», sagt Sozialdezernetin Birgit Zoerner. «Inklusive Arbeitsplätze sind ein wichtiger Baustein für eine vielfältige Stadtgesellschaft. Wir prüfen derzeit, wie ähnliche Projekte künftig besser unterstützt werden können.»
Für die 15 Mitarbeitenden, darunter acht mit verschiedenen Behinderungen, bedeutet die Schließung eine ungewisse Zukunft. Die Arbeitsagentur und lokale Sozialträger bemühen sich, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden.
«Unsere Angestellten haben hier mehr als nur einen Job gefunden», betont Weber. «Sie haben Selbstvertrauen gewonnen und Freundschaften geschlossen. Wir hoffen, dass sie diese positive Erfahrung in neue Arbeitsverhältnisse mitnehmen können.»
Stammgäste haben in den sozialen Medien bereits eine Initiative gestartet, um mögliche Wege zur Rettung oder Neueröffnung des Cafés zu finden. Ein erstes Treffen ist für kommende Woche im Stadtteilzentrum geplant.
«Das Café Bäumchen war mehr als nur ein Ort für Kaffee und Kuchen», sagt Michael Berger vom Dortmunder Behindertenbeirat. «Es war ein Beispiel dafür, wie Inklusion gelebt werden kann. Sein Verschwinden hinterlässt eine Lücke in unserer Stadtgesellschaft.»
Die Schließung des Café Bäumchen wirft wichtige Fragen zur Nachhaltigkeit inklusiver Geschäftsmodelle auf. Experten fordern nun mehr Unterstützung für solche Initiativen, sei es durch städtische Förderprogramme, vergünstigte Mieten für inklusive Betriebe oder spezielle Beratungsangebote.
Der Fall zeigt exemplarisch, welche Herausforderungen inklusive Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewältigen müssen. Trotz des gesellschaftlichen Mehrwerts stehen sie oft vor denselben ökonomischen Zwängen wie konventionelle Betriebe.
Für die Dortmunder Gastronomieszene ist die Schließung ein weiterer Rückschlag nach schwierigen Pandemiejahren. Gerade im Bereich der sozialen Gastronomie hatte die Stadt in den letzten Jahren mehrere innovative Konzepte hervorgebracht.
Die Hoffnung der Gemeinschaft bleibt, dass das Konzept des Café Bäumchen in irgendeiner Form weiterleben kann – sei es durch eine Neueröffnung an anderem Standort oder durch ähnliche Initiativen, die den inklusiven Gedanken weitertragen.