Seit zwei Wochen tanzt München in allen Farben. Das International Dance Festival verwandelte unsere Stadt in einen pulsierenden Ort der Bewegungskunst. Ich habe selten so viele strahlende Gesichter gesehen wie vor dem Gasteig, wo die taiwanesische Kompanie «Cloud Gate» ihre hypnotischen Choreografien präsentierte. Das Festival verbindet auf einzigartige Weise zeitgenössischen Tanz mit kulturellen Traditionen aus aller Welt – ein künstlerischer Dialog, der unsere Gesellschaft bereichert.
Die diesjährige Ausgabe überzeugte besonders durch ihre thematische Vielfalt. Von politisch aufgeladenen Stücken wie «Borders» der israelisch-palästinensischen Tanzgruppe «Movement Across Divides» bis zu den poetischen Solodarbietungen der japanischen Tänzerin Kaori Ito reichte das Spektrum. «Tanz ist die universellste aller Sprachen, weil sie den Körper als direktes Kommunikationsmittel nutzt», erklärte Festivalleiterin Dr. Monika Weber im Gespräch. Mir ging besonders der Auftritt des Senegal Dance Project nahe. Die Rhythmen erinnerten mich an meine Reise nach Westafrika vor drei Jahren, wo ich erstmals die Kraft gemeinschaftlicher Tanzrituale erlebte.
Beeindruckend war auch die Einbindung lokaler Tanzschulen. Über 300 Münchner Kinder und Jugendliche präsentierten ihre Interpretationen klassischer und moderner Tanzformen auf dem Marienplatz. Das Festival schlägt Brücken zwischen Profis und Amateuren, zwischen Tradition und Innovation. In Zeiten kultureller Abschottungstendenzen zeigt es, wie Tanz Menschen verschiedenster Herkunft verbinden kann. Vielleicht liegt gerade darin seine größte Bedeutung für unsere Stadt.