Es ist ein sommerlicher Morgen, als ich am Ufer des Bodensees stehe. Das Wasser glitzert, doch mein Blick fällt auf etwas anderes: kleine, scharfkantige Muschelschalen im Sand. Quagga-Muscheln – sie haben sich in den letzten Jahren rasant in deutschen Gewässern ausgebreitet. Was viele nicht wissen: Diese unscheinbaren Tiere könnten unsere Trinkwasserversorgung gefährden.
Die nur daumennagelgroße Quagga-Muschel stammt ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum und wurde vermutlich durch Schifffahrt eingeschleppt. Mit ihrer enormen Vermehrungsrate – ein Weibchen kann bis zu einer Million Eier pro Jahr produzieren – hat sie sich binnen weniger Jahre in vielen deutschen Seen etabliert. Besonders im Bodensee hat sich ihre Population vervielfacht.
«Die Muscheln setzen sich in Rohrleitungen der Wasserwerke fest und können diese verstopfen», erklärt Dr. Klaus Schröder vom Umweltbundesamt. «Die Beseitigung kostet jährlich Millionen.» Letzten Sommer erlebte ich selbst, wie ein Wasserwerk am Bodensee einen ganzen Tag stillgelegt werden musste, nur um die Muscheln zu entfernen.
Die kleinen Invasoren filtern zudem Nährstoffe aus dem Wasser – was zunächst positiv klingt. Doch sie verändern dadurch das gesamte Ökosystem. Andere Wasserlebewesen finden weniger Nahrung, Nahrungsketten geraten aus dem Gleichgewicht.
Die Muschel zeigt uns einmal mehr, wie fragil unsere Ökosysteme sind. Während Experten nach Lösungen suchen, bleibt uns Verbrauchern vor allem eine Aufgabe: beim Wassersport auf gründliche Reinigung von Booten und Ausrüstung zu achten, damit wir nicht selbst zur Verbreitung beitragen.