In der Stuttgarter Innenstadt begegnen sich Welten, die oft getrennt erscheinen. Das Projekt Sukkat Salam bringt seit 2019 jüdische und muslimische Stuttgarter zum Dialog zusammen. Laut aktuellen Zahlen haben bereits über 800 Menschen an den interreligiösen Begegnungen teilgenommen, was in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen besondere Bedeutung gewinnt.
Die Initiative der Stuttgarter Rabbinerin Yael Deusel und Imam Murat Gül schafft Räume für persönlichen Austausch in Moscheen und Synagogen. «Wir lernen voneinander, indem wir zuhören und nachfragen, nicht durch Vorurteile,» erklärt Deusel. Bei den monatlichen Treffen diskutieren Teilnehmer Gemeinsamkeiten ihrer Religionen, aber auch aktuelle Konflikte. Ein muslimischer Teilnehmer berichtet: «Erst im direkten Gespräch habe ich verstanden, wie ähnlich unsere Alltagserfahrungen oft sind.»
Als Stuttgarterin beobachte ich, wie diese Begegnungen das Stadtbild verändern. Wo früher distanziertes Nebeneinander herrschte, entstehen nun freundschaftliche Beziehungen zwischen den Gemeinden. Besonders berührend sind die gemeinsamen Feste, bei denen religiöse Traditionen geteilt werden.
Der Dialog wirkt weit über die religiösen Gemeinden hinaus. Für die kommenden Monate sind öffentliche Veranstaltungen in Schulen und Kulturzentren geplant. In einer Zeit, in der religiöse Spannungen weltweit zunehmen, zeigt Stuttgart mit Sukkat Salam, dass Verständigung möglich ist – wenn man bereit ist, zuzuhören.