Die Kölner Innenstadt ist erschüttert. Ein 17-jähriger Jugendlicher sitzt in Untersuchungshaft, nachdem er als mutmaßlicher Auftragsmörder verhaftet wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Minderjährigen vor, einen Mord gegen Bezahlung geplant und vorbereitet zu haben. Der Fall sorgt für Entsetzen in der Domstadt und wirft Fragen über die Entwicklung der Jugendkriminalität auf.
Der Jugendliche wurde am vergangenen Freitag festgenommen, als er offenbar kurz davor stand, den geplanten Mord auszuführen. Nach Informationen der Ermittlungsbehörden hatte er bereits konkrete Schritte unternommen. Die Polizei konnte rechtzeitig eingreifen und eine mögliche Gewalttat verhindern. Ein Richter ordnete noch am Wochenende Untersuchungshaft an.
«Dieser Fall ist selbst für erfahrene Ermittler außergewöhnlich», erklärte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. «Dass ein so junger Mensch bereit sein soll, gegen Geld einen anderen Menschen zu töten, ist erschreckend und alarmierend.»
Besonders beunruhigend für viele Kölnerinnen und Kölner ist, dass der Tatverdächtige bisher nicht durch schwere Straftaten aufgefallen war. Er kam aus einem vermeintlich stabilen Umfeld und besuchte regelmäßig die Schule. Nachbarn beschreiben ihn als unauffälligen Jugendlichen.
«Er war immer freundlich und hat gegrüßt», berichtet eine Anwohnerin aus der Nachbarschaft des Tatverdächtigen. «Niemand hätte gedacht, dass er zu so etwas fähig sein könnte.»
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Die Staatsanwaltschaft untersucht nicht nur die Rolle des Jugendlichen, sondern fahndet intensiv nach dem Auftraggeber. Diese Person steht im Verdacht, den Minderjährigen angeworben und für die geplante Tat bezahlt zu haben. Zu den Hintergründen und möglichen Motiven schweigen die Ermittlungsbehörden bislang aus ermittlungstaktischen Gründen.
Kriminologen sehen in dem Fall ein besorgniserregendes Zeichen. «Die Hemmschwelle bei manchen Jugendlichen scheint immer weiter zu sinken», erklärt Kriminologe Prof. Dr. Thomas Bliesener vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. «Die Kombination aus fehlendem Unrechtsbewusstsein, Geldnot und der Suche nach Anerkennung kann zu solchen extremen Handlungen führen.»
Auch in der Kölner Jugendarbeit hat der Fall für Bestürzung gesorgt. «Wir müssen als Gesellschaft wachsamer werden und frühzeitig eingreifen, wenn Jugendliche abdriften», sagt Marion Schulz vom Kölner Jugendring. «Es braucht mehr präventive Angebote und eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Jugendämtern und Beratungsstellen.»
Die Polizei prüft nun, ob der 17-Jährige möglicherweise über soziale Medien oder Online-Plattformen angeworben wurde. Experten warnen zunehmend vor kriminellen Netzwerken, die gezielt nach manipulierbaren Jugendlichen suchen und diese für illegale Aktivitäten rekrutieren.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf eine beunruhigende Entwicklung: Laut dem jüngsten Bericht des Bundeskriminalamts ist die Zahl schwerer Gewalttaten durch Minderjährige bundesweit im letzten Jahr um fast 22 Prozent gestiegen. Besonders der Anstieg bei Messerangriffen und Körperverletzungen alarmiert die Behörden.
Für den 17-Jährigen gilt trotz der schwerwiegenden Vorwürfe die Unschuldsvermutung. Sollte er verurteilt werden, droht ihm nach dem Jugendstrafrecht eine Höchststrafe von bis zu zehn Jahren. Das Jugendstrafrecht stellt bei Minderjährigen den Erziehungsgedanken in den Vordergrund.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich betroffen: «Dieser Fall macht mich sprachlos. Wir müssen als Stadtgesellschaft dafür sorgen, dass Jugendliche andere Perspektiven haben als Gewalt und Kriminalität.»
Die Ermittlungen in diesem Fall dauern an. Die Kölner Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet, um alle Hintergründe aufzuklären und mögliche weitere Beteiligte zu identifizieren. Die Behörden bitten Personen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben, sich zu melden.