Es ist dieser besondere Moment, wenn zwanzig junge Streicher atemlos auf den Einsatz warten. Das Junge Kammerorchester Stuttgart verzauberte am vergangenen Sonntag das Publikum in der ausverkauften Stadtkirche Brackenheim mit einem außergewöhnlichen Programm zwischen Barock und Moderne.
Die 1997 gegründete Formation unter Leitung von Diego Fasiolis hat sich längst als feste Größe in der regionalen Kulturszene etabliert. Die meisten Musikerinnen und Musiker sind zwischen 16 und 26 Jahre alt – ihre technische Brillanz steht jedoch in bemerkenswertem Kontrast zu ihrem jugendlichen Alter. Besonders bei Vivaldis «Vier Jahreszeiten» entfaltete sich ein Klangteppich voller Nuancen und emotionaler Tiefe. Die Solistin Emma Wehinger beeindruckte durch ihre Interpretation des «Sommers» mit atemberaubender Präzision.
«Unser Ziel ist es, klassische Musik lebendig und zeitgemäß zu präsentieren», erklärte Fasiolis in der Konzertpause. «Die Begeisterung dieser jungen Menschen für Werke, die Jahrhunderte alt sind, zeigt die zeitlose Kraft dieser Musik.» Ich musste an mein erstes Konzerterleben als Teenagerin denken – die gleiche Gänsehaut, das gleiche Gefühl, dass hier etwas Besonderes geschieht.
Nach dem furiosen Finale mit Philip Glass› «Company» erhob sich das Publikum spontan zu stehenden Ovationen. Die Verbindung zwischen traditionellem Repertoire und zeitgenössischen Werken spiegelt den kulturellen Wandel wider, den Einrichtungen wie das Junge Kammerorchester so wichtig machen. Sie sind nicht nur Bewahrer musikalischen Erbes, sondern Brückenbauer zwischen den Generationen.