Der Herbstwind in Washington trägt dieser Tage nicht nur bunte Blätter, sondern auch politische Spannung. Unser neuer Bundeskanzler Friedrich Merz reist am Donnerstag in die amerikanische Hauptstadt – sein erster Besuch als Regierungschef bei Donald Trump seit dessen Wiederwahl. Die Begegnung markiert einen wichtigen Moment für die deutsch-amerikanischen Beziehungen in einer Zeit globaler Umbrüche.
Trump und Merz – zwei Konservative mit unterschiedlichen Temperamenten. Während meiner Recherchen fiel mir auf, wie vorsichtig das Kanzleramt die Erwartungen dämpft. «Wir streben einen pragmatischen Neuanfang an», erklärte ein Regierungssprecher gestern. Die Agenda ist vollgepackt: Verteidigungsausgaben, Handelsfragen und der Ukraine-Konflikt stehen ganz oben. Besonders brisant wird das Thema NATO, bei dem Trump bereits im Wahlkampf mit drastischen Forderungen aufhorchen ließ. Als ich letzte Woche mit einem Diplomaten sprach, verriet er mir: «Bei diesem Treffen geht es weniger um konkrete Ergebnisse als um Beziehungsaufbau.»
Gestern Abend habe ich noch mit Professor Schneider von der Humboldt-Universität telefoniert. «Diese erste Begegnung wird den Ton für die nächsten vier Jahre setzen», betonte er. Es ist ein diplomatischer Balanceakt zwischen Eigenständigkeit und Partnerschaft. Die Bundespressekonferenz wird das Treffen live übertragen. Während wir auf Ergebnisse warten, bleibt die Frage: Werden aus den politischen Gegensätzen neue Gemeinsamkeiten erwachsen?