Berlins umstrittenes Kanzleramt wächst weiter. Der geplante Erweiterungsbau soll bis 2028 fertiggestellt werden, während die Kosten auf mittlerweile 777 Millionen Euro gestiegen sind. Fast 70 Prozent mehr als ursprünglich veranschlagt. Kritiker sprechen von Verschwendung in Zeiten knapper Kassen.
«In der aktuellen Haushaltslage ist dieser Prachtbau nicht zu rechtfertigen», sagt Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linken im Bundestag. Die Bundesregierung verteidigt das Projekt hingegen als notwendig. Der Platzmangel im bestehenden Gebäude sei gravierend. Aktuell arbeiten dort etwa 750 Mitarbeiter – ausgelegt war es für 400. Mit dem Anbau sollen die in der Stadt verteilten Büros zusammengeführt werden.
Als Anwohnerin beobachte ich die Bauvorbereitungen täglich. Die Stimmung unter Berlinern ist gespalten. Während einige den architektonischen Ehrgeiz begrüßen, sehen andere darin ein Symbol für Selbstdarstellung der Politik. Der Bund der Steuerzahler kritisiert besonders den geplanten Hubschrauberlandeplatz und die Kanzlerwohnung.
Trotz aller Kritik schreiten die Arbeiten voran. Die ersten Bagger sind bereits angerückt, der symbolische Spatenstich erfolgte im Dezember. Ob der Zeitplan und Kostenrahmen diesmal eingehalten werden? Berlin hat da so seine Erfahrungen mit Großprojekten. Was bleibt, ist eine Stadt, die zwischen Pragmatismus und Prunk ihren Weg sucht.