Südstadt-Anwohner fordern mehr Sicherheit: Neue Regelungen für Karneval am Chlodwigplatz in der Diskussion
Die Sitzung des Bezirksrats Innenstadt am vergangenen Donnerstagabend stand ganz im Zeichen des Karnevals. Besonders die Situation am Chlodwigplatz, einem der beliebtesten Treffpunkte für Jecken in der Südstadt, sorgte für intensive Debatten. Mehrere Anwohnerinitiativen forderten konkrete Maßnahmen, um die Sicherheit während der kommenden Session zu verbessern und die Belastungen für die Anwohner zu reduzieren.
Der Chlodwigplatz hat sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot des Straßenkarnevals entwickelt. Bis zu 15.000 Menschen feierten dort an Weiberfastnacht und Karnevalssonntag im letzten Jahr. Diese Entwicklung bringt zunehmend Probleme mit sich: überfüllte Straßen, Müllberge, Lärmbelästigung bis spät in die Nacht und eine angespannte Sicherheitslage.
«Die Situation ist für uns Anwohner nicht mehr tragbar», erklärte Maria Schmidt von der Bürgerinitiative «Lebenswerte Südstadt». «Wir lieben unseren Karneval, aber wenn tausende Menschen unkontrolliert feiern, führt das zu unhaltbaren Zuständen. Besonders Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen fühlen sich an diesen Tagen regelrecht eingesperrt.»
Konkrete Vorschläge liegen auf dem Tisch
Die Bezirksvertretung diskutierte verschiedene Maßnahmen, die nun an die Stadtverwaltung weitergeleitet werden. Im Mittelpunkt steht ein Sicherheitskonzept, das folgende Punkte umfassen könnte:
- Begrenzung der Besucherzahl durch kontrollierte Zugänge zum Platz
- Verkehrsberuhigung in den umliegenden Straßen
- Verstärkte Präsenz von Ordnungskräften und Sanitätsdiensten
- Mehr mobile Toiletten, um Wildpinkeln einzudämmen
- Zeitliche Begrenzung der Feierlichkeiten bis maximal 22 Uhr
- Besseres Müllmanagement mit mehr Abfallbehältern und schnellerer Reinigung
Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) betonte die Notwendigkeit, einen Ausgleich zu finden: «Der Chlodwigplatz gehört zu den traditionsreichen Orten des kölschen Straßenkarnevals. Wir wollen das Feiern nicht verbieten, aber in geregelte Bahnen lenken, damit alle – Feiernde wie Anwohner – eine schöne Session erleben können.»
Erfahrungen aus anderen Veedeln
Die Diskussion um den Chlodwigplatz steht nicht allein. In Ehrenfeld wurden bereits vor einigen Jahren ähnliche Maßnahmen für den Karnevalshotspot rund um die Venloer Straße eingeführt. Dort hat ein koordiniertes Vorgehen von Stadt, Ordnungsamt und Veranstaltern die Situation deutlich verbessert.
«Wir können aus den Erfahrungen in Ehrenfeld lernen», sagte Jürgen Weber vom städtischen Ordnungsamt. «Ein gut durchdachtes Konzept mit klaren Zuständigkeiten kann viel bewirken. Dabei geht es nicht darum, den Karneval einzuschränken, sondern ihn für alle sicherer zu machen.»
Gastronomen befürchten Umsatzeinbußen
Während Anwohner die Pläne überwiegend begrüßen, zeigen sich einige Gastronomen am Chlodwigplatz besorgt. «Wenn weniger Menschen kommen dürfen oder die Feier früher endet, bedeutet das für uns erhebliche Einbußen«, erklärte Peter Meier vom Restaurant «Em Südstadt-Bräu». «Die Karnevalstage sind für viele von uns überlebenswichtig, gerade nach den schwierigen Corona-Jahren.»
Die Bezirksvertretung regte daher an, Gastronomen frühzeitig in die Planung einzubeziehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die sowohl Anwohnerschutz als auch wirtschaftliche Interessen berücksichtigen.
Nächste Schritte vor der Session
Die Zeit drängt, denn bis zum Karnevalsbeginn am 11.11. sind es nur noch wenige Wochen. Die Verwaltung wurde beauftragt, bis Anfang Oktober ein Konzept vorzulegen, das dann in einer weiteren Sitzung beraten werden soll.
Stadtdirektorin Andrea Blome versicherte: «Wir nehmen die Sorgen der Anwohner ernst und werden zeitnah Maßnahmen erarbeiten. Der Karneval gehört zu Köln, aber er muss für alle verträglich bleiben. Das Sicherheitskonzept vom Zülpicher Viertel kann uns dabei als Vorbild dienen.»
Dort hatten ähnliche Regelungen in den vergangenen Jahren zu einer spürbaren Entlastung geführt, ohne die Karnevalsfreude grundsätzlich einzuschränken.
Für die Südstadt könnte der kommende Karneval damit unter neuen Vorzeichen stehen: weniger Chaos, mehr Sicherheit – und hoffentlich trotzdem jede Menge «Fastelovend»-Stimmung. Die Anwohner jedenfalls hoffen auf eine Session, in der sie nicht nur als Leidtragende, sondern auch wieder als Teilnehmende den Karneval erleben können.
«Am Ende geht es um ein respektvolles Miteinander», fasste Bezirksbürgermeister Hupke zusammen. «Der Karneval soll Freude bringen und nicht zur Belastung werden. Mit etwas gutem Willen auf allen Seiten werden wir gute Lösungen finden – echt kölsch eben!»