Die Stadt Essen unternimmt wichtige Schritte, um einen ihrer städtischen Bäche naturnaher zu gestalten. Der Kesselbach, der durch mehrere Stadtteile fließt, steht vor einer umfassenden ökologischen Umgestaltung. Das Projekt soll nicht nur die Wasserqualität verbessern, sondern auch die Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner steigern.
Zwischen der Donnerstraße und der Theodor-Althoff-Straße wird der Bach auf einer Strecke von etwa 600 Metern neu gestaltet. Derzeit fließt das Wasser durch ein kanalisiertes Betonbett – eine Bauweise, die in den 1970er Jahren üblich war, aber aus heutiger Sicht weder ökologisch wertvoll noch hochwassersicher ist.
«Wir möchten den Bach aus seinem Betonkorsett befreien«, erklärt Umweltdezernentin Simone Schmidt bei der Vorstellung des Projekts. «Der naturnahe Umbau schafft mehr Raum für das Wasser und neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere.»
Die Pläne sehen vor, dass der Bachlauf künftig in Kurven durch die Landschaft mäandert. Flache Uferbereiche und unterschiedliche Wassertiefen sollen entstehen. Heimische Pflanzen werden das Ufer säumen und zur Verbesserung der Biodiversität beitragen. Gleichzeitig dient das Projekt dem Hochwasserschutz, da der Bach bei Starkregen mehr Wasser aufnehmen kann.
Der Umbau des Kesselbachs ist Teil eines größeren städtischen Konzepts zur Renaturierung von Gewässern in Essen. Die Stadt folgt damit den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die eine Verbesserung des ökologischen Zustands aller Gewässer fordert.
«Mit diesem Projekt leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz in unserer Stadt», betont Oberbürgermeister Thomas Kufen. «Gleichzeitig schaffen wir einen attraktiven Naherholungsraum für die Bürgerinnen und Bürger.»
Für die Anwohnerinnen und Anwohner bedeutet das Projekt auch eine Aufwertung ihrer Wohnumgebung. Wo früher ein unscheinbarer Betonkanal verlief, entsteht ein naturnahes Gewässer mit hohem Freizeitwert. Entlang des Bachs werden neue Spazierwege angelegt, und an einigen Stellen laden Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein.
Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2023 beginnen und voraussichtlich ein Jahr dauern. Die Kosten von rund 2,3 Millionen Euro werden größtenteils vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union getragen. Die Stadt Essen beteiligt sich mit einem Eigenanteil von etwa 230.000 Euro.
Während der Bauphase müssen Anwohnerinnen und Anwohner mit einigen Einschränkungen rechnen. Die zuständige Projektleiterin Maria Weber versichert jedoch: «Wir werden die Belastungen so gering wie möglich halten und die Anlieger regelmäßig über den Fortschritt informieren.»
Für interessierte Bürgerinnen und Bürger bietet die Stadt vor Baubeginn eine Informationsveranstaltung an. Dabei werden die Pläne im Detail vorgestellt, und die Menschen können Fragen stellen oder Anregungen einbringen.
Das Projekt am Kesselbach ist nicht die erste Renaturierungsmaßnahme in Essen. Bereits in den vergangenen Jahren wurden mehrere Bäche im Stadtgebiet ökologisch aufgewertet. Die Erfahrungen zeigen, dass sich schon kurz nach Abschluss der Arbeiten neue Tier- und Pflanzenarten ansiedeln.
«Wasser ist ein zentrales Element der grünen Infrastruktur unserer Stadt», erklärt Stadtplaner Michael Groß. «Naturnahe Bäche verbessern nicht nur das Mikroklima, sondern machen die Stadt auch widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels.»
Die Umgestaltung des Kesselbachs ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie ökologische Verbesserungen und städtische Entwicklung Hand in Hand gehen können. Was vor Jahrzehnten als rein technisches Bauwerk konzipiert wurde, kehrt nun in einen naturnahen Zustand zurück – zum Vorteil von Mensch und Umwelt.