Die Essener Justiz befasst sich erneut mit einem aufsehenerregenden Fall von Kinderehe. Ein 39-jähriger Syrer muss sich seit gestern vor dem Amtsgericht verantworten, weil er 2015 eine damals Zwölfjährige geheiratet haben soll. Laut Jugendamt leben derzeit etwa 25 minderjährige Mädchen in Essen, die von Zwangsehe betroffen sind.
Der Mann, der seit 2014 in Deutschland lebt, wurde bereits 2018 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Damals entschied das Gericht, dass die religiöse Eheschließung nach deutschem Recht ungültig sei. Dennoch soll der Angeklagte das Mädchen weiterhin als seine Ehefrau betrachtet haben. «Wir nehmen solche Fälle sehr ernst, da sie das Kindeswohl massiv gefährden», erklärt Richterin Petra Schmitz. Die beiden gemeinsamen Kinder wurden vom Jugendamt in Obhut genommen.
Besonders erschütternd: Das Opfer lebte als Kind im Haushalt des Angeklagten, bevor die Eheschließung stattfand. Als ich gestern im Gerichtssaal war, fiel mir auf, wie nervös der Angeklagte wirkte – er vermied jeden Blickkontakt mit den Zuschauern.
Der Fall zeigt die Herausforderungen bei der Durchsetzung deutscher Rechtsnormen in Parallel-Gesellschaften. Das Urteil wird für nächste Woche erwartet. Experten fordern mehr Präventionsarbeit in Communities, wo Kinderehen noch akzeptiert werden. Die Essener Beratungsstelle «Mädchenschutz» verzeichnet steigende Anfragen zu diesem Thema.