Die Staatsanwaltschaft Dresden hat eine 23-jährige Frau wegen Totschlags an ihrem Neugeborenen angeklagt. Nach Ermittlungen soll die junge Frau im Februar dieses Jahres ihr Baby unmittelbar nach der heimlichen Geburt in ihrer Wohnung getötet haben. Die Kriminalstatistik Sachsens verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt vier Fälle von Kindstötung.
Die Beschuldigte hatte ihre Schwangerschaft offenbar vor ihrem Umfeld verheimlicht. Ermittler fanden den Leichnam des Säuglings in der Wohnung der Frau, nachdem Nachbarn den Notruf gewählt hatten. «Solche Fälle erschüttern uns zutiefst und werfen Fragen nach den psychosozialen Hintergründen auf«, erklärt Petra Weiss vom Dresdner Kinderschutzbund. Die junge Frau befindet sich seit Februar in Untersuchungshaft.
Experten betonen, dass Beratungsangebote wie die «Vertrauliche Geburt» und das Babyklappe-System am Dresdner Universitätsklinikum werdenden Müttern in Notsituationen helfen können. Als langjährige Berichterstatterin in Dresden habe ich beobachtet, dass diese Hilfsangebote noch zu wenig bekannt sind.
Der Fall hat in den betroffenen Stadtteilen große Betroffenheit ausgelöst. Die Hauptverhandlung soll im kommenden Monat vor dem Landgericht Dresden beginnen. Es bleibt die traurige Erkenntnis, dass mehr Aufklärung über Hilfsangebote für Schwangere in Notlagen dringend notwendig ist.