Die Staatsanwaltschaft Dresden hat eine 31-jährige Frau aus Freital wegen Totschlags angeklagt. Sie soll im Januar ihr neugeborenes Kind getötet und in einer Biomülltonne entsorgt haben. In Sachsen wurden in den letzten fünf Jahren sieben ähnliche Fälle von Neugeborenentötungen registriert, wie die Polizeidirektion Dresden mitteilte.
Die Ermittlungen begannen, als Mitarbeiter der Müllabfuhr den leblosen Säugling entdeckten und sofort die Polizei alarmierten. Rechtsmediziner stellten fest, dass das Baby lebensfähig zur Welt gekommen war. Die Mutter, die bereits zwei Kinder hat, habe aus «Überforderung und Verzweiflung» gehandelt, erklärte ihr Verteidiger. «Solche Fälle erschüttern uns alle zutiefst, zeigen aber auch die Notwendigkeit besserer Hilfsangebote für Frauen in Krisensituationen», sagte Freitals Sozialamtsleiterin Petra Hoffmann. Beim Gang durch die sonst ruhige Wohngegend nahe des Weißeritzparks ist die Betroffenheit der Anwohner spürbar.
Der Prozess beginnt nächsten Monat am Landgericht Dresden. Bei Verurteilung drohen der Angeklagten zwischen drei und fünfzehn Jahre Haft. Die Tragödie hat in Freital eine Debatte über anonyme Geburtsmöglichkeiten und Babyklappen angestoßen. Der Fall erinnert schmerzlich daran, dass zwischen verzweifelten Entscheidungen und rechtzeitiger Hilfe oft nur ein kurzer Weg liegt.