Der Streit ums Geld: Wer zahlt die Betreuung von Krisenfällen?
Gestern Abend im Stadtrat: Die Frage nach den Kosten für Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen erhitzte die Gemüter. Die Stadt Datteln will klagen. Gegen den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der die Kosten für die Notunterbringung nicht übernehmen möchte.
«Wir sprechen hier von rund 200.000 Euro jährlich, die an der Stadt hängenbleiben», erklärte Bürgermeister André Dora im Sitzungssaal. Seine Stimme klang entschlossen. Die Summe trifft Datteln hart. Besonders in Zeiten knapper Kassen. Die rechtliche Lage scheint jedoch komplex. Der LWL verweist auf Gesetze, die diese Kosten den Kommunen zuweisen. Datteln hingegen beruft sich auf Urteile aus anderen Bundesländern, die ähnliche Streitfälle zugunsten der Städte entschieden haben.
Ich beobachte die Diskussion im Ratssaal und spüre die Anspannung. Hinter den Zahlen stehen echte Schicksale – Kinder in akuten Notlagen, die sofort untergebracht werden müssen. Vergangene Woche erst traf ich eine Mitarbeiterin des Jugendamts, die von durchwachten Nächten erzählte. «Manchmal klingelt nachts das Telefon und wir müssen sofort handeln», sagte sie leise.
Der Rat stimmte schließlich für die Klage. Einstimmig. Ein ungewöhnliches Bild in der oft zerstrittenen Kommunalpolitik. Vielleicht zeigt dieser Schulterschluss, wie wichtig das Thema für die Stadt ist. Die Frage bleibt: Wer trägt letztlich die Verantwortung für unsere schwächsten Mitglieder?