In der Düsseldorfer Altstadt schließen immer mehr traditionelle Kneipen ihre Türen. Allein im letzten Jahr mussten sieben beliebte Lokale aufgeben, darunter das «Schumacher» am Burgplatz nach über 60 Jahren. Die steigende Zahl der Schließungen beunruhigt viele Anwohner und Stammgäste, die um die besondere Atmosphäre der «längsten Theke der Welt» fürchten.
«Unsere Altstadt verliert langsam ihre Seele», erklärt Klaus Müller, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Altstadtwirte. «Die Kombination aus steigenden Mieten, Personalmangel und veränderten Ausgehgewohnheiten trifft viele Traditionsbetriebe hart.» Nach Angaben der Dehoga haben die Betriebskosten für Gastronomen seit 2019 um fast 40 Prozent zugenommen. Besonders die kleineren Kneipen können kaum noch wirtschaftlich arbeiten.
Als Reaktion hat die Stadt nun ein «Kneipenhilfspaket» vorgestellt. Gaststätten in der Altstadt können Zuschüsse für die Modernisierung beantragen oder Unterstützung bei Mietverhandlungen erhalten. Auch die Bürger engagieren sich: Die Initiative «Rettet die Altstadt-Kultur» sammelt Unterschriften und organisiert Kneipenspaziergänge. Bei meinem letzten Besuch in der «Kürzer»-Brauerei fiel mir auf, wie viele junge Leute plötzlich wieder das Brauhaus-Flair schätzen.
Die Bemühungen zeigen erste Erfolge. Drei geschlossene Lokale fanden neue Betreiber. Die Altstadt wandelt sich, aber ihre Kneipenkultur könnte überleben. Wie ein Stammgast im «Uerige» treffend bemerkte: «Eine Stadt ohne ihre Kneipen ist wie ein Mensch ohne Geschichten.»