Die Geiselnehmer-Verhandlung am Kölner Landgericht nahm gestern eine überraschende Wendung. Der 42-jährige Angeklagte legte ein umfassendes Geständnis ab. Er hatte im Oktober 2022 im Kölner Hauptbahnhof einen Brandanschlag verübt und eine Geisel genommen. Die Polizei beendete die Situation durch einen gezielten Schuss.
«Ich bereue zutiefst, was ich getan habe», sagte der Mann mit brüchiger Stimme vor Gericht. Die größte Strafe sei für ihn, dass er durch seine Inhaftierung die Geburt seines Sohnes verpasst habe. Der Angeklagte, der seit 2014 in Deutschland lebt, schilderte seine persönliche Krise. Finanzielle Probleme und ein abgelehnter Asylantrag hätten ihn in Verzweiflung gestürzt.
Der psychiatrische Gutachter bestätigte eine schwere Belastungssituation, sah jedoch keine verminderte Schuldfähigkeit. «Der Beschuldigte war sich der Tragweite seiner Handlungen bewusst», erklärte der Sachverständige. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von acht Jahren wegen versuchten Mordes und Geiselnahme.
Für die Betroffenen bleibt das Trauma spürbar. Die damals als Geisel genommene Frau leidet laut ihrer Anwältin noch immer unter Angstzuständen. Die Stadt Köln hat inzwischen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen am Hauptbahnhof implementiert. Das Urteil wird für kommende Woche erwartet.