Gestern habe ich die neue Ausstellung «Invisible City» im Museum Ludwig besucht. Im dämmrigen Licht der Galerie wirkten die kolonialen Archivfotografien wie Fenster in eine verdrängte Vergangenheit. Während ich durch die Räume wanderte, wurde mir bewusst: Hier geht es nicht nur um historische Dokumente, sondern um die Frage, wie wir heute mit unserem kolonialen Erbe umgehen.
Die Kölner Schau vereint Werke von zwölf internationalen Künstlern, die koloniale Bilderwelten kritisch hinterfragen. Besonders beeindruckend fand ich die Installation von Kapwani Kiwanga, die Archivmaterial zu touristischen Inszenierungen umformt. «Koloniale Strukturen wirken bis heute in unserer visuellen Kultur nach», erklärte mir Kuratorin Barbara Engelbach während meines Rundgangs. «Wir wollen diese unsichtbaren Mechanismen sichtbar machen.»
Die Ausstellung zeigt, wie Kolonisatoren fremde Kulturen als exotische Kuriositäten inszenierten. Mehrere Räume widmen sich der «Colonial Photography» – jenen sorgsam arrangierten Bildern, die das europäische Afrikabild prägten. Mich erinnerte das an meine Großeltern, deren Wohnzimmerschrank voller «Urlaubsandenken aus fernen Ländern» war. Damals erschien mir das harmlos. Heute erkenne ich die problematischen Zusammenhänge.
Was mich noch Tage später beschäftigt: Wie prägen diese kolonialen Bildtraditionen unser heutiges Reise- und Konsumverhalten? Die Ausstellung lädt zum Perspektivwechsel ein. Sie macht deutlich, dass wir Kolonialismus nicht als abgeschlossenes Kapitel betrachten können. Vielmehr ist er ein unsichtbares Fundament unserer Gegenwart, das wir aktiv hinterfragen müssen.