Die Krise vor unserer Haustür
Gestern stand ich vor dem geschlossenen Jugendhaus in unserem Viertel. Ein handgeschriebenes Schild an der Tür: «Bis auf Weiteres geschlossen. Finanzierungsprobleme.» Diese kleinen Zeichen einer größeren Krise begegnen uns immer häufiger. Die kommunale Finanznot in Deutschland spitzt sich dramatisch zu.
Unsere Städte und Gemeinden ringen um jeden Euro. Schwimmbäder schließen, Bibliotheken kürzen Öffnungszeiten, Straßen bleiben unrpariert. Die kommunalen Spitzenverbände sprechen von einer «beispiellosen Notlage«. Besonders alarmierend: Über 2000 Kommunen haben sich in einem dringenden Hilferuf an die Bundesregierung gewandt. Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, gibt ihnen Recht. «Es ist ein politisches Armutszeugnis, wie die Bundesregierung mit den Kommunen umgeht«, erklärte die Grünen-Politikerin kürzlich.
Bei meinem Gespräch mit dem Leiter des Jugendhauses wurde die Verzweiflung greifbar. «Wir arbeiten am Limit. Was heute gestrichen wird, fehlt morgen an allen Ecken«, sagte er kopfschüttelnd. In meinen 15 Jahren als Kulturjournalistin habe ich viele Krisen beobachtet. Doch die aktuelle Lage ist besonders bedrückend. Die finanziellen Engpässe treffen genau die Orte, an denen gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht.
Die Krise trifft uns alle. Wenn Kommunen sparen müssen, verlieren wir mehr als nur Dienstleistungen. Wir verlieren Begegnungsräume, kulturelle Vielfalt und letztlich ein Stück Lebensqualität. Der Ruf nach Hilfe ist laut. Die Frage bleibt: Wann wird er gehört?