Gestern Abend wehte ein frischer Wind durch den Bürgersaal des Konstanzer Rathauses. Beim Runden Tisch zum Nachtleben trafen aufgebrachte Anwohner auf feierwillige Jugendliche. Die Stimmung? Angespannt, aber konstruktiv. Nach Jahren der Beschwerden über nächtlichen Lärm am Seeufer suchten über 100 Teilnehmer gemeinsam nach Lösungen für ein friedliches Miteinander in unserer Seestadt.
«Die jungen Menschen brauchen ihre Freiräume», betonte Oberbürgermeister Uli Burchardt während der Diskussion. Gleichzeitig mahnte er: «Wir müssen aber auch die Bedürfnisse der Anwohner respektieren.» Dieser Balanceakt prägte den gesamten Abend. Als Journalistin, die selbst oft genug die lauen Sommerabende am Seerhein genossen hat, konnte ich beide Seiten verstehen. Die 19-jährige Studentin Lena brachte es auf den Punkt: «Wir wollen feiern, aber nicht auf Kosten anderer.»
Bemerkenswert war die Bereitschaft zum Dialog. Anwohner Markus Weber (58) schlug Lärmschutzzonen vor, während die Jugendvertreter für legale Grillplätze und öffentliche Toiletten plädierten. Besonders die Müllproblematik beschäftigt alle Beteiligten. Letzten Sommer wurden an einem einzigen Wochenende über 40 Kilogramm Abfall am Herosépark eingesammelt.
Die Stadt will nun bis zum Sommer konkrete Maßnahmen erarbeiten. Eine Arbeitsgruppe mit jungen Menschen soll dabei mitwirken. Ein vielversprechender Ansatz. Denn was mir der Abend gezeigt hat: Wenn alle Generationen gemeinsam an einem Tisch sitzen, entstehen überraschend kreative Lösungen. Konstanz hat wieder einmal bewiesen, dass echte Bürgerbeteiligung mehr ist als nur ein Schlagwort.