Die Schließung des Krankenhauses Groß-Sand in Hamburg-Wilhelmsburg sorgt für massive Unruhe im Stadtteil. Seit der Ankündigung der Helios-Gruppe, den Betrieb zum 30. Juni einzustellen, wächst die Sorge um die medizinische Versorgung der rund 55.000 Einwohner auf der Elbinsel.
«Die Situation ist dramatisch», erklärt Dr. Michael Weh, leitender Arzt der Inneren Medizin. «Für viele unserer älteren Patienten bedeutet das künftig lange Anfahrtswege in Notfällen.» Besonders die Gynäkologie und Geburtshilfe hinterlassen eine schmerzliche Lücke. Jährlich kamen hier über 600 Kinder zur Welt. Die Politik wirft dem Klinikbetreiber vor, wirtschaftliche Interessen über den Versorgungsauftrag zu stellen.
Ein Blick in die Notaufnahme zeigt die Bedeutung des Hauses. Hier werden täglich etwa 50 Patienten versorgt. Viele Wilhelmsburger haben eine besondere Bindung zu «ihrem» Krankenhaus. Die Bürgerinitiative «Groß-Sand retten» sammelte bereits über 10.000 Unterschriften. Gesundheitssenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) versprach zwar Gespräche mit anderen Trägern, konkrete Lösungen fehlen jedoch bislang.
Die Zukunft der medizinischen Versorgung auf der Elbinsel bleibt ungewiss. Für die Mitarbeiter beginnt nun die Suche nach neuen Stellen. Währenddessen fragen sich die Wilhelmsburger: Wie kann ein funktionierendes Krankenhaus einfach verschwinden, während gleichzeitig von Gesundheitsreformen gesprochen wird?