Wenn die Krankenkasse die Last trägt: Neue Hoffnung für Lipödem-Patientinnen
An manchen Tagen sind die Schmerzen kaum auszuhalten. Meine Nachbarin leidet seit Jahren an einem Lipödem – einer chronischen Erkrankung, bei der sich krankhaft Fettgewebe an Beinen und Armen bildet. Keine Diät hilft, kein Sport bringt Linderung. Doch jetzt keimt Hoffnung auf: Seit April 2024 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Fettabsaugungen bei Lipödem-Patientinnen unter bestimmten Voraussetzungen.
Diese Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) bedeutet für etwa 4 Millionen betroffene Frauen in Deutschland eine enorme Erleichterung. «Endlich werden wir als Patientinnen mit einer echten Erkrankung anerkannt und nicht als Frauen abgestempelt, die einfach abnehmen sollten», erzählt mir Sophie K., die seit ihrer Pubertät mit einem Lipödem kämpft. Die Liposuktion, so der medizinische Fachbegriff, kostet pro Eingriff zwischen 3.000 und 5.000 Euro – bisher eine kaum zu stemmende finanzielle Belastung.
Allerdings gilt die Kostenübernahme nur unter strengen Bedingungen: Betroffene müssen nachweislich am Lipödem-Stadium 3 leiden und konservative Behandlungen wie Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfe ausgeschöpft haben. Als ich letzte Woche im Wartezimmer einer Hautarztpraxis saß, hörte ich zwei Frauen darüber diskutieren. «Die Hürden sind hoch, aber immerhin ein Anfang», meinte eine von ihnen.
Was mich besonders berührt: Die körperlichen Einschränkungen gehen oft mit psychischen Belastungen einher. Der Leidensdruck ist immens. Diese neue Regelung gibt nicht nur körperliche Erleichterung, sondern auch Würde zurück. In einer Gesellschaft, die Körper oft nach ästhetischen Maßstäben bewertet, ist das ein wichtiges Signal: Hier geht es nicht um Schönheit, sondern um Gesundheit und Lebensqualität.