Der Moment, in dem die Wahrheit ans Licht kommt, ist oft erschreckend. So auch bei der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), die kürzlich Alarm schlug. Allein im vergangenen Jahr entdeckten ihre Ermittler Betrug und Korruption im Gesundheitswesen mit einem Rekordschaden von 14,8 Millionen Euro. Diese Zahl ist nicht nur eine Statistik – sie ist Geld, das für echte Patientenversorgung fehlt.
Die Betrüger werden immer dreister. Besonders auffällig: Fast die Hälfte des Schadens entstand durch Abrechnungsbetrug bei Physiotherapeuten. «Diese Entwicklung ist alarmierend», erklärt KKH-Experte Dudo von Eckardstein. «Die Täter nutzen systematisch Schwachstellen im System.» Manche Therapeuten rechnen Behandlungen ab, die nie stattfanden. Andere manipulieren Verordnungen. Ich erinnere mich an Gespräche mit ehrlichen Physiotherapeuten, die fassungslos über solche Praktiken berichten. Sie kämpfen täglich für ihre Patienten, während schwarze Schafe den Ruf der ganzen Branche gefährden.
Auch Pflegedienste fallen negativ auf. Hier verdoppelte sich der Schaden auf 3,8 Millionen Euro. Pflegekräfte, die nicht existieren. Leistungen, die nie erbracht wurden. In Zeiten des Pflegenotstands ein besonders bitterer Beigeschmack.
Was bedeutet das für uns alle? Der Deutschen Krankenkasse KKH zufolge kostet der Betrug jeden Versicherten durchschnittlich 29 Euro jährlich. Es ist Geld, das für echte medizinische Versorgung fehlen könnte. Während wir über steigende Beiträge klagen, fließen Millionen in betrügerische Taschen. Eine Erinnerung daran, dass Gesundheit nicht nur ein Gut ist, sondern auch ein Markt – mit allen problematischen Begleiterscheinungen.