Der Duft von Knoblauch und Kreuzkümmel schwebt durch meine Küche. Heute koche ich Falafel – ein Gericht, das für mich längst Teil meines kulinarischen Repertoires geworden ist. Doch wann wird Essen zur kulturellen Aneignung? Diese Frage beschäftigt mich, während ich das Kichererbsenpüree knete.
Die deutsche Esskultur hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Was früher exotisch erschien, ist heute Alltag. Pizza, Döner und Sushi gehören zu unserem kulinarischen Selbstverständnis. Gleichzeitig werden Stimmen lauter, die kritisieren, wenn Gerichte aus ihrem kulturellen Kontext gerissen werden. Besonders problematisch wird es, wenn wirtschaftliche Ausbeutung hinzukommt. «Es geht nicht darum, Menschen das Kochen fremder Gerichte zu verbieten, sondern um Respekt und Anerkennung der Herkunft», erklärt die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal in einem Gespräch über kulinarische Grenzen.
Ich erinnere mich an meine Großmutter, die sich weigerte, Knoblauch zu verwenden. «Das ist südländisch», sagte sie stets. Heute lächle ich darüber. Doch ihre Haltung zeigt, wie eng Essen mit kultureller Identität verknüpft ist. In Berlin-Kreuzberg beobachte ich regelmäßig, wie kulinarische Traditionen aufeinanderprallen und sich neu erfinden. Die «Deutsche Küche» selbst ist ein Konstrukt aus regionalen und historischen Einflüssen.
Am Ende ist Essen immer auch Kommunikation und Verständigung. Vielleicht liegt gerade darin seine besondere Kraft: Es kann Brücken bauen, wo Worte versagen. Meine Falafel sind inzwischen fertig – nicht authentisch, aber mit Respekt zubereitet. Und manchmal ist das genau richtig so.