Die US-amerikanische Künstlerin Lydia Smith erkundet derzeit Dresdens Kriegsgeschichte auf eine ganz besondere Weise. Mit ihrem Projekt «Dresden Kriegsruinen» dokumentiert sie seit Mai die noch sichtbaren Narben des Zweiten Weltkriegs in unserer Stadt. Über 30 Gebäude mit Kriegsschäden hat sie bereits fotografisch festgehalten und erforscht.
«Dresden trägt seine Geschichte buchstäblich in den Hauswänden», erklärt Smith bei unserem Treffen an der Kreuzkirche. Die 34-Jährige ist Stipendiatin des renommierten Fulbright-Programms und sieht in den Ruinen mehr als nur Zerstörung. «Diese Spuren erzählen Geschichten von Resilienz und Erinnerungskultur», sagt sie.
Besonders beeindruckt zeigt sich Smith von der Hechtstraße im Hechtviertel. Hier finden sich noch zahlreiche unrestaurierte Fassaden mit Einschusslöchern. Der Dresdner Historiker Paul Müller unterstützt ihr Projekt: «Was Smith macht, ist wichtig für unsere Erinnerungsarbeit. Viele junge Dresdner kennen diese Orte gar nicht mehr.»
In ihren Aufnahmen verbindet die Künstlerin historische Fakten mit persönlichen Geschichten von Anwohnern. Manchmal sitzt sie stundenlang vor einem Gebäude, beobachtet und spricht mit Passanten. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden ab September in einer Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen sein.
Diese künstlerische Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit kommt genau zur richtigen Zeit. In einer Ära, in der Zeitzeugen immer weniger werden, schaffen solche Projekte neue Zugänge zur Geschichte. Der Stein gewordene Schmerz unserer Stadt bekommt durch Smiths Augen eine neue Stimme.