Wie die SPD sich wieder nach links besinnt
Der jüngste SPD-Parteitag offenbarte es deutlich: Die Sozialdemokraten sehnen sich nach ihren linken Wurzeln. Zwischen Delegiertenjubel und Champagnerkorken wurde die Rückkehr zu klassischen Umverteilungsfragen zelebriert.
Für mich war besonders bemerkenswert, wie euphorisch die Basis auf jede Forderung nach höheren Steuern für Wohlhabende reagierte. Während ich durch die Messehalle schlenderte, spürte ich diese Sehnsucht nach klarer sozialdemokratischer Identität. Parteichef Lars Klingbeil navigiert dabei in schwierigem Fahrwasser. Seine pragmatische Linie trifft auf eine Basis, die deutlich linkere Positionen fordert.
«Die SPD muss wieder erkennbar werden als Kraft für soziale Gerechtigkeit», erklärte mir ein langjähriger Delegierter aus Nordrhein-Westfalen. «Mit Kompromissen gewinnen wir keine Wahlen mehr.» Die aktuelle Wirtschaftslage befeuert diese Entwicklung zusätzlich. Mit 9,8 Prozent in Umfragen steht die SPD historisch schwach da.
Klingbeil versucht diesen Spagat zu meistern: Regierungsverantwortung tragen und gleichzeitig das linke Profil schärfen. Seine vorsichtigen Versuche, wirtschaftspolitische Vernunft einzufordern, verhallten jedoch weitgehend ungehört.
Die Partei erinnert sich an erfolgreiche Zeiten unter Führungsfiguren wie Willy Brandt oder Oskar Lafontaine. Ob dieser Linksschwenk in der politischen Mitte verfängt, bleibt fraglich. Für die Kanzlerpartei steht jedenfalls fest: Der Weg zurück zu alter Stärke führt über linke Identitätsfindung.