Zwischen Verzweiflung und Ekstase lagen gestern im Bruno-Plache-Stadion nur wenige Sekunden. Lok Leipzig rang den TSV Havelse mit einem späten 2:1-Siegtreffer nieder und hält seine Aufstiegshoffnungen in die 2. Bundesliga am Leben. Mit nun 64 Punkten bleibt der Traditionsklub drei Spieltage vor Saisonende in Schlagdistanz zur Aufstiegszone. Die beeindruckende Heimserie von sechs Siegen in Folge untermauert die Ambitionen der Sachsen.
Der Nachmittag begann denkbar ungünstig für die Blau-Gelben. Havelse ging bereits in der 7. Minute durch einen präzisen Kopfball von Marcus Hoffmann in Führung. Die 12.300 Zuschauer im ausverkauften «Bruno» verstummten kurzzeitig. Doch die Mannschaft von Trainer Almedin Civa zeigte Charakter. «Wir haben heute unsere mentale Stärke bewiesen», erklärte Mittelfeldstratege Zak Paulo Piplica nach dem Spiel. «Diese Truppe gibt niemals auf.»
Nach dem Ausgleich durch Abdelhamid Sabiri in der 42. Minute entwickelte sich ein Sturmlauf der Leipziger. Die Offensivabteilung um Torjäger Ryan Ademi (17 Saisontreffer) rannte unermüdlich an. Die Havelser Abwehr wackelte, brach aber nicht ein. Von der Trainerbank signalisierte Civa immer wieder: «Weitermachen, weitermachen!» Als schon alles nach einem Unentschieden aussah, schlug Joker Djamal Ziane in der 89. Minute zu.
Die Stimmung im Stadion explodierte förmlich. Die Südkurve, bekannt für ihre leidenschaftliche Unterstützung, feierte den Treffer wie einen Aufstieg. Der Funke ist übergesprungen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der gestrige Kraftakt zum Sprungbrett für die Rückkehr in den Profifußball wird. Nach 20 Jahren Abstinenz scheint die Sehnsucht der Leipziger Fußballseele greifbarer denn je.