Der warme Applaus hallt noch in meinen Ohren nach. Gestern Abend verzauberte das London Symphony Orchestra das Dresdner Publikum vollständig. Die Akustik des Kulturpalastes trug jeden Ton kristallklar durch den Saal. In Zeiten digitaler Unterhaltung erinnert uns solch ein Live-Ereignis an die unersetzliche Kraft unmittelbaren Kulturerlebens.
Die Briten unter der Leitung von Sir Simon Rattle präsentierten ein Programm, das Tradition und Moderne virtuos verband. Besonders Brahms› Symphonie Nr. 4 entfaltete eine emotionale Tiefe, die viele Zuhörer sichtlich bewegte. «Wir spüren in Dresden immer eine besondere Verbindung zum Publikum», erklärte Rattle nach dem Konzert. «Diese Stadt atmet Musik.» Die Solistin Yuja Wang brillierte am Flügel mit technischer Perfektion und expressiver Leidenschaft.
Mir fiel besonders auf, wie generationsübergreifend das Publikum war. Neben Stammgästen mit Jahrzehnten Konzerterfahrung saßen junge Menschen, die klassische Musik neu für sich entdecken. Das Orchester gastiert noch bis zum 27. Mai in Dresden im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele, die dieses Jahr ihr 47-jähriges Bestehen feiern.
Solche kulturellen Höhepunkte stärken die internationale Strahlkraft Dresdens als Musikstadt. Sie schaffen Momente kollektiven Erlebens jenseits alltäglicher Hektik. Während ich den Saal verließ, dachte ich: Vielleicht ist dies der wahre Luxus unserer Zeit – gemeinsam inne zu halten und sich von Klängen berühren zu lassen, die Jahrhunderte überdauert haben.