Die Sonnenstrahlen fallen durch die Betonpfeiler des Mahnmals in Duisburg. Ich stehe hier, wo vor 14 Jahren 21 junge Menschen in einem Tunnel starben. Die Loveparade-Katastrophe hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Doch wie lebendig ist diese Erinnerung heute noch? In unserer schnelllebigen Zeit drohen selbst solche Tragödien zu verblassen.
Was bleibt, sind die Geschichten der Angehörigen. «Kein Tag vergeht, an dem ich nicht daran denke», erzählt mir Jürgen Widera, der als Notfallseelsorger Betroffene betreute. Seine Augen spiegeln den Schmerz wider, den viele Familien bis heute tragen. Die juristische Aufarbeitung endete 2020 ohne Urteil – für viele ein zusätzliches Trauma.
Neulich sprach ich mit Studierenden über das Unglück. Die meisten kannten kaum Details. Dabei hat die Katastrophe unsere Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen revolutioniert. Striktere Auflagen, besseres Crowd-Management und digitale Besucherlenkung sind heute Standard bei Festivals und wurden durch den Schlussbericht der Sachverständigen grundlegend reformiert.
Gestern saß ich mit Freunden beim Abendessen. Wir sprachen über kommende Festivals. Die Vorfreude war groß. Doch Duisburg mahnt uns: Hinter jeder ausgelassenen Feier steht Verantwortung. Das Gedenken ist mehr als Pietät. Es ist die stille Verpflichtung, aus Fehlern zu lernen und Leben zu schützen. Das schulden wir den 21 jungen Menschen, die an jenem Julitag nicht nach Hause kamen.