In der Hauptstadt verändert sich das Stadtbild drastisch. Allein im vergangenen Jahr entstanden in Berlin über 4.000 neue Luxuswohnungen, während bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird. Der durchschnittliche Kaufpreis für Neubauwohnungen in guten Lagen liegt mittlerweile bei erschreckenden 8.500 Euro pro Quadratmeter.
Die Entwicklung zeigt sich besonders deutlich in ehemals typischen Arbeitervierteln wie Wedding und Neukölln. Wo früher bezahlbare Mietwohnungen standen, erheben sich heute zunehmend hochpreisige Neubauten. «Wir beobachten eine besorgniserregende Verdrängung einkommensschwacher Haushalte aus der Innenstadt,» erklärt Dr. Martina Weber vom Berliner Mieterverein. Nach Angaben des Senats sind die Mieten in manchen Kiezen innerhalb von fünf Jahren um mehr als 40 Prozent gestiegen.
Bei meinem Spaziergang durch Kreuzberg fiel mir auf, wie viele Schaufenster jetzt teure Boutiquen statt Spätis zeigen. Auch Alexander Thieme, Inhaber eines kleinen Bäckereigeschäfts in Prenzlauer Berg, spürt den Wandel: «Viele meiner Stammkunden mussten wegziehen. Die Neuen kommen zwar zum Einkaufen, aber die alte Kiezgemeinschaft verschwindet.»
Die Folgen dieser Entwicklung betreffen alle Berliner. Während Investoren weiter auf Luxussegmente setzen, wächst die Warteliste für Sozialwohnungen stetig an. Der Senat verspricht Gegenmaßnahmen durch strengere Mietendeckel und mehr öffentlichen Wohnungsbau. Doch die Frage bleibt: Kann Berlin seinen Charakter als Stadt für alle bewahren?