Die Wände im Auswärtigen Amt wirken heute seltsam nackt. Wo gestern noch die Kunstwerke von Annalena Baerbock hingen, sind nur helle Flecken geblieben. Der Machtwechsel in den Bundesministerien vollzieht sich leise, aber mit symbolischer Kraft.
Seit dem Koalitionsbruch im November haben vier Ministerien neue Führungen bekommen. Die FDP-Minister sind gegangen, ihre Nachfolger bereits im Amt. Bei der Übergabe im Finanzministerium fehlte der scheidende Christian Lindner demonstrativ – ein ungewöhnlicher Schritt. «In politisch aufgeheizten Zeiten sind Symbolhandlungen besonders wichtig», erklärt Politikwissenschaftlerin Prof. Ursula Meyer.
Die Nachfolgerinnen und Nachfolger haben zum Teil radikal umgestaltet. Während SPD-Minister Jörg Kukies im Finanzministerium seine ersten Pressegespräche führte, tauschten Mitarbeiter eilig Porträts aus. In der Justiz übernahm Steffi Lemke ohne große Zeremonie. Im Verkehrsministerium hingegen begann Alexander Dobrindt mit einer Grundsatzrede vor versammelter Belegschaft.
Ich erinnere mich an frühere Wechsel, die eher ritualisiert abliefen. Heute verbinden sich Tradition und neue Härte. Der Regierungswechsel spiegelt sich in kleinen Details: austauschbare Namensschilder, neu eingerichtete E-Mail-Adressen, umgehängte Ministeriumsbilder.
Diese stillen Momente der Machtübergabe erzählen mehr über unsere politische Kultur als manche Bundestagsdebatte. In Zeiten, in denen viel von gespaltener Gesellschaft die Rede ist, zeigt sich hier ein pragmatisches Deutschland: Auch im Umbruch funktioniert der Staat. Nur die Kunst an den Wänden muss manchmal umziehen.