Die Zeit schien stillzustehen im Gerichtssaal. Als die Mutter des getöteten Polizisten heute im Magdeburger Prozess aussagte, war es, als hielte die ganze Stadt den Atem an. Ihre Stimme brach mehrmals. Trotzdem fand sie Worte für das Unbegreifliche. Der Verlust ihres Sohnes, der bei dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt sein Leben verlor, hat eine Wunde gerissen, die nie heilen wird.
«Mein Sohn wollte immer helfen, das war sein Lebensinhalt», sagte sie mit zitternder Stimme. «Als ich von seinem Tod erfuhr, ist meine Welt zusammengebrochen.» Im Gerichtssaal herrschte absolute Stille. Kein Rascheln, kein Flüstern. Nur das leise Schluchzen der Angehörigen war zu hören. Ich beobachtete den Angeklagten. Sein Gesicht blieb regungslos. Die Mutter dagegen erzählte von gemeinsamen Weihnachtsfesten. Von Plänen, die ihr Sohn hatte. Von seiner Freude am Beruf.
Die Polizeipsychologin Dr. Martina Weber erklärte später: «Solche traumatischen Verluste verändern die Familienstruktur für immer.» Die Auswirkungen seien oft lebenslang spürbar. Der Richter ließ der Mutter alle Zeit, die sie brauchte. Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit Angehörigen von Terroropfern vor Jahren. Die gleiche Fassungslosigkeit. Der gleiche Schmerz.
Der heutige Prozesstag hat uns allen vor Augen geführt, dass hinter den Schlagzeilen echte Menschen stehen. Menschen, die jeden Tag mit ihrem Verlust leben müssen. Während draußen das Leben weitergeht, bleibt für diese Familie die Zeit stehen. Der Prozess wird weitergehen. Doch das Zeugnis dieser Mutter wird in diesem Gerichtssaal nachhallen.