Die Stimmung beim CSU-Parteitag in Augsburg schwankt zwischen demonstrativer Geschlossenheit und spürbarer Unsicherheit. Markus Söder wurde zwar erneut zum Parteivorsitzenden gewählt, allerdings mit seinem bisher schwächsten Ergebnis: 95,2 Prozent der Delegiertenstimmen. Ein Dämpfer für den selbstbewussten Ministerpräsidenten, der noch 2021 mit 87,6 Prozent und 2019 mit rekordverdächtigen 91,3 Prozent glänzen konnte.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In Parteikreisen wird geflüstert, dass die aktuelle Migrationspolitik und die Zusammenarbeit mit der Ampel-Koalition für Unmut sorgen. Die Basis wünscht sich mehr konservative Positionierung. «Wir müssen wieder stärker unsere eigenen Werte betonen und nicht nur auf Berlin schauen», sagte mir ein langjähriger CSU-Funktionär am Rande des Parteitags. Das Ergebnis sei «ein freundlicher Wink mit dem Zaunpfahl».
Bemerkenswert war Söders Reaktion. Er wirkte kurz betroffen, fing sich aber schnell. In seiner Dankesrede betonte er die Bedeutung von Zusammenhalt: «In schwierigen Zeiten braucht es eine starke CSU, die mit einer Stimme spricht.» Als ich ihn später auf dem Flur traf, zeigte er sich kämpferisch wie immer. Sein typisches Söder-Lächeln wirkte jedoch etwas bemühter als sonst.
Am Ende des Tages bleibt die Frage, ob dieses Signal aus der Partei Söders politischen Kurs beeinflussen wird. Die bayerische Eigenständigkeit betonen, ohne die Brücken nach Berlin abzubrechen – dieser Spagat wird nicht leichter. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Parteichef die leise Kritik aufnimmt oder darauf setzt, dass der Wind sich wieder dreht.