Die Morgensonne fällt durch die hohen Fenster des Wiesbadener Landtags, als Martina Feldmayer ihren neuen Platz im Präsidium einnimmt. Die Grünen-Politikerin wurde gestern mit 94 von 132 Stimmen zur neuen Vizepräsidentin des Hessischen Landtags gewählt. Ein Moment, der die politische Landschaft unseres Bundeslandes subtil verändert.
Die 45-jährige Frankfurterin folgt auf Karin Müller, die ihr Mandat im Februar niedergelegt hatte. Feldmayer bringt reichlich Erfahrung mit: Seit 2009 sitzt sie im Landtag, war parlamentarische Geschäftsführerin und umweltpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. «In Zeiten politischer Polarisierung ist es wichtiger denn je, dass wir im Parlament eine Kultur des Respekts pflegen«, erklärte Feldmayer nach ihrer Wahl mit fester Stimme.
Bemerkenswert ist der Zeitpunkt ihres Amtsantritts. Die Grünen sind erst seit Kurzem nicht mehr Teil der Landesregierung. Als ich Feldmayer nach der Sitzung begegnete, wirkte sie gleichzeitig entschlossen und nachdenklich. «Man spürt die Verantwortung», sagte sie mit einem leichten Lächeln. Ich erinnere mich noch an eine Podiumsdiskussion vor einigen Jahren, bei der sie selbst in hitzigen Debatten stets die Ruhe bewahrte – eine Eigenschaft, die ihr im neuen Amt zugutekommen dürfte.
Die Besetzung des Vizepräsidentenamtes folgt demokratischen Traditionen. Auch in der Opposition haben die Grünen damit weiterhin eine wichtige repräsentative Rolle inne. Während draußen der Frühling Einzug hält, beginnt im Landtag ein neues Kapitel parlamentarischer Geschichte. Feldmayers Wahl erinnert uns daran, dass Demokratie vom respektvollen Miteinander lebt – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung.