In der Staatlichen Kunstsammlung Dresden ist seit gestern eine außergewöhnliche Ausstellung zu besichtigen. «Meißner Porzellan in der DDR» zeigt über 300 seltene Exponate aus einer oft übersehenen Epoche deutscher Kunstgeschichte. Rund 15.000 Besucher werden in den kommenden Wochen erwartet.
Die Schau präsentiert Porzellankunst, die zwischen 1949 und 1990 in der traditionsreichen Manufaktur entstand. Besonders beeindruckend sind die innovativen Designansätze, die trotz politischer Einschränkungen entwickelt wurden. «Diese Ausstellung schließt eine wichtige Lücke in unserer kulturellen Erinnerung», erklärt Dr. Marion Weber, Kuratorin der Sammlung. Neben klassischen Tafelservices sind avantgardistische Skulpturen zu sehen, die vom sozialistischen Realismus geprägt wurden.
Als gebürtige Dresdnerin erinnere ich mich noch gut an die Schaufenster des «Haus Meißen» auf der Prager Straße. Damals unerschwinglich für viele, galten die Stücke als besonderer Luxus im Alltag der DDR. Experten betonen den kulturhistorischen Wert dieser Arbeiten. «Diese Werke zeigen eindrucksvoll den Spagat zwischen Tradition und politischer Doktrin», so Professor Helmut Krämer vom Institut für Kunstgeschichte.
Die Ausstellung läuft bis Ende September und wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. Zeitzeugengespräche und Workshops zur Porzellanherstellung bieten zusätzliche Einblicke. Was als staatlich kontrollierte Kunst begann, wird heute als wertvolles kulturelles Erbe neu entdeckt und gewürdigt.