Der Wind weht rau in der Gesundheitspolitik dieser Tage. Auf dem Tisch liegen Friedrich Merz› Reformpläne für die Krankenkassen. Sie sollen grundlegend umgebaut werden. Die Idee: Gesetzliche und private Krankenversicherung verschmelzen zu einem neuen System. Doch kaum ausgesprochen, hagelt es massive Kritik von allen Seiten.
Die Sozialverbände schlagen Alarm. «Es ist skandalös», erklärt Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK. «Diese Pläne würden unser solidarisches Gesundheitssystem in seinen Grundfesten erschüttern.» Der CDU-Chef möchte eine Basis-Versicherung für alle einführen. Zusatzleistungen müssten dann privat abgesichert werden. Experten sehen darin eine schleichende Zwei-Klassen-Medizin.
Letzten Herbst saß ich selbst im Wartezimmer einer orthopädischen Praxis. Zwei Monate hatte ich auf den Termin gewartet. Die Privatpatientin neben mir kam spontan vorbei und wurde sofort aufgerufen. Diese Realität könnte sich verschärfen.
Die Debatte trifft einen wunden Punkt. Schon heute sind die Krankenkassen mit einem Defizit von 3,2 Milliarden Euro massiv unter Druck. Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt: «Wir stehen vor enormen Herausforderungen im Gesundheitswesen.» Die Frage, wie wir Solidarität und Finanzierbarkeit vereinen, bleibt ungelöst. Vielleicht brauchen wir statt neuer Systeme endlich den Mut, die richtigen Prioritäten zu setzen.