Die Worte fielen schwer im Kölner Rathaus. Friedrich Merz übte gestern beim Europaforum erstmals deutliche Kritik an Israels Kriegsführung in Gaza. «Das Vorgehen Israels ist teilweise nicht mehr verhältnismäßig,» sagte der CDU-Vorsitzende vor dem versammelten Publikum.
Die Bilder aus Rafah gehen mir nicht aus dem Kopf. Jeden Morgen scrolle ich durch die Nachrichten und frage mich, wo die Grenzen legitimer Selbstverteidigung liegen. Merz, bisher als entschiedener Israel-Unterstützer bekannt, betonte dennoch das grundsätzliche Selbstverteidigungsrecht des Landes nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober.
«Wir stehen an der Seite Israels, aber wir dürfen auch Kritik äußern, wenn humanitäre Grundsätze verletzt werden,» erklärte Merz weiter. Die Worte kamen überraschend. Bisher hatte die Union jede Kritik an Israel vermieden. Letzte Woche saß ich mit einem israelischen Freund beim Kaffee. Er sagte mir mit Tränen in den Augen: «Wahre Freundschaft zeigt sich auch in ehrlichen Worten.«
Die Versorgungslage in Gaza bleibt katastrophal. Laut UN-Angaben sind über 35.000 Menschen getötet worden, darunter viele Zivilisten. Die internationale Gemeinschaft ringt um Lösungen. Bei meinem letzten Besuch in Tel Aviv vor dem Krieg herrschte noch eine ganz andere Atmosphäre.
Merkels Worte markieren einen Wendepunkt in der deutschen Israel-Politik. Sie zeigen, wie selbst engste Verbündete um die richtige Balance zwischen Solidarität und Kritik ringen. Manchmal braucht es Mut, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen.