Der Herbstwind wirbelt durch Berlin, während die sicherheitspolitische Debatte neue Dimensionen erreicht. Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender, fordert für Deutschland «die stärkste konventionelle Armee Europas». Eine Aussage, die aufhorchen lässt in Zeiten, wo Verteidigungsfähigkeit wieder zum Kernthema wird.
Die Forderung kommt nicht aus heiterem Himmel. Deutschland hat jahrelang bei der Verteidigung gespart. Mit dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro begann ein Umdenken, doch Experten sind skeptisch, ob das ausreicht. Aktuell umfasst die Bundeswehr rund 181.500 Soldatinnen und Soldaten – deutlich weniger als die französischen Streitkräfte mit etwa 270.000. «Die sicherheitspolitische Lage erfordert ein grundlegendes Umdenken», erklärte Verteidigungsexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Letzte Woche stand ich am Rande einer Bundeswehrübung. Das Engagement der Soldaten war beeindruckend, die Ausrüstungsmängel offensichtlich. «Mit dem, was wir haben, machen wir das Beste», sagte mir ein Hauptmann, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Was bedeutet Merz› Vision praktisch? Mehr Personal, massive Investitionen in Ausrüstung und eine gesellschaftliche Debatte über den Stellenwert der Streitkräfte. Die Frage bleibt: Ist Deutschland bereit, die finanziellen und gesellschaftlichen Konsequenzen zu tragen? In einer Welt wachsender Bedrohungen scheint die Antwort nicht mehr so eindeutig wie noch vor einem Jahrzehnt.