An den Standorten Freiberg und Thalheim ist die Stimmung bedrückt. Die deutschen Töchter des Schweizer Solarunternehmens Meyer Burger haben Insolvenz angemeldet. Rund 600 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Nachricht trifft die Region wie ein Blitz aus heiterem Himmel, obwohl Experten bereits seit Monaten Alarmzeichen sahen.
Gestern stand ich vor dem Werkstor in Freiberg. Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, wirkte resigniert: «Wir haben uns so ins Zeug gelegt, aber gegen die Billigkonkurrenz aus China konnten wir nicht ankommen.» Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Chinesische Module werden bis zu 40% günstiger angeboten als europäische Produkte.
Das Bundeswirtschaftsministerium verfolgt die Entwicklung mit Sorge. «Die aktuelle Situation zeigt die Verwundbarkeit unserer industriellen Basis im Bereich erneuerbare Energien», erklärte ein Sprecher des Ministeriums.
Die Insolvenz ist nicht nur ein wirtschaftliches Drama. Sie steht symbolisch für die Herausforderungen der Energiewende in Deutschland. In meinen zwanzig Jahren als Wirtschaftsjournalistin habe ich viele Unternehmenspleiten erlebt, aber selten eine mit solch weitreichenden Folgen für eine ganze Zukunftsbranche.
Während in der Politik nun über Rettungsszenarien diskutiert wird, bleibt die bange Frage: Kann Europa im globalen Wettbewerb der grünen Technologien noch mithalten? Die Antwort darauf wird nicht nur über Arbeitsplätze, sondern über unsere industrielle Zukunft entscheiden.