Article – Der Himmel weinte leise, als ich heute die Nachricht erhielt. Michael Sommer, eine prägende Stimme der deutschen Arbeiterbewegung, ist nicht mehr unter uns. Mit 73 Jahren verstarb der langjährige DGB-Vorsitzende am Montag in Berlin, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund mitteilte.
In den Straßen vor dem Gewerkschaftshaus liegen vereinzelt Blumen. Acht Jahre lang, von 2002 bis 2014, führte Sommer den Dachverband mit ruhiger Hand durch turbulente Zeiten. Er prägte eine Ära des sozialen Dialogs in Deutschland. Seine Amtszeit fiel in die Hochphase der Agenda 2010 – wirtschaftlicher Umbruch, der Millionen Arbeitnehmer verunsicherte.
«Michael Sommer hat die Gewerkschaften in schwierigen Zeiten zusammengehalten und modernisiert», erinnert sich die aktuelle DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi. Ich erlebte ihn vor Jahren bei einer Podiumsdiskussion: besonnen im Ton, aber unbeugsam in der Sache. Seine Durchsetzungskraft verpackte er stets in diplomatische Worte. Unter seiner Führung positionierte sich der DGB klar gegen Sozialabbau, gleichzeitig blieb er gesprächsbereit. Diese Balance zwischen Kampfgeist und Kompromissfähigkeit machte ihn aus.
Der gelernte Postbeamte begann seine Karriere in der Deutschen Postgewerkschaft. Sein Weg führte über den Vorsitz der Postgewerkschaft bis an die DGB-Spitze. Nun verstummt seine Stimme für soziale Gerechtigkeit. Was bleibt, ist sein Vermächtnis: Gewerkschaften als unverzichtbare Kraft in einer demokratischen Gesellschaft. In Zeiten zunehmender sozialer Spaltung fehlen uns Menschen wie er mehr denn je.