Der kühle Novemberwind streicht durch Berlins Regierungsviertel, während ich vom Wirtschaftsforum komme. Die Stimmung ist überraschend optimistisch. Trotz düsterer Prognosen der letzten Monate kündigen internationale Konzerne neue Milliardeninvestitionen für den Standort Deutschland an. Ein bemerkenswerter Kontrast zum vielbeklagten «Wirtschaftsstandort in der Krise».
Die Initiative «Made for Germany» zeigt erste Früchte. Der US-Chiphersteller Intel hält trotz Verzögerungen an seinen Plänen für eine 30-Milliarden-Euro-Fabrik in Magdeburg fest. Gleichzeitig bestätigt der taiwanesische Konzern TSMC seine 10-Milliarden-Investition für Dresden. «Deutschland bietet trotz aller Herausforderungen einzigartige Standortvorteile durch sein Innovations-Ökosystem», erklärt mir Wirtschaftsminister Robert Habeck am Rande des Forums.
Besonders beeindruckt hat mich das Gespräch mit einer Mittelständlerin aus Baden-Württemberg. «Wir profitieren direkt von diesen Großinvestitionen durch neue Aufträge», erzählt sie mit leuchtenden Augen. Ihr Unternehmen liefert Spezialtechnik für die Halbleiterproduktion. Was in Wirtschaftsstatistiken oft untergeht: Jeder Großinvestor zieht ein ganzes Netzwerk kleinerer Unternehmen mit.
Natürlich bleiben Herausforderungen. Die Energiepreise, Bürokratie und der Fachkräftemangel beschäftigen die Unternehmen weiterhin. Doch die aktuellen Investitionszusagen könnten einen Wendepunkt markieren. Während ich durch den Berliner Herbst zurück zur Redaktion gehe, denke ich: Vielleicht braucht Deutschland genau jetzt diesen Optimismus als selbsterfüllende Prophezeiung für den wirtschaftlichen Aufschwung.