Die dunklen Schatten der Vergangenheit verblassen nie ganz. In Güstrow wurde der Fall des ermordeten Fabian neu aufgerollt. Nach 28 Jahren unendlicher Ungewissheit erhielt die Familie endlich Klarheit über das grausame Schicksal des damals achtjährigen Jungen. Es ist ein Fall, der mich als Journalistin tief berührt, weil er zeigt, wie Schweigen eine ganze Gemeinschaft prägen kann.
Der kleine Fabian verschwand 1993 spurlos. Nun, fast drei Jahrzehnte später, führten neue Hinweise und moderne Ermittlungsmethoden zu einem Durchbruch. Die Staatsanwaltschaft konnte einen Täter identifizieren, der mittlerweile verstorben ist. Diese Gewissheit bringt den Angehörigen einen Hauch von Frieden. «Endlich wissen wir, was passiert ist. Das ist bitter, aber besser als die quälende Ungewissheit», sagte eine Person aus dem Familienumfeld gegenüber lokalen Medien.
Was mich besonders nachdenklich stimmt: Es gab Mitwisser. Menschen, die jahrelang schwiegen, obwohl sie etwas ahnten oder gar wussten. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Kriminalpsychologen, der sagte: «Das Schweigen der Gemeinschaft ist oft der stärkste Schutz für Täter.» In Güstrow zeigt sich nun, wie wahr diese Worte sind. Manche Anwohner tragen seit Jahrzehnten eine Last mit sich herum.
Die moderne Forensik hat den Fall gelöst, nicht menschlicher Mut. Das stimmt mich nachdenklich. In einer Zeit, in der wir über alles und jedes sprechen, schweigen wir manchmal dort, wo es am wichtigsten wäre. Der Fall Fabian erinnert uns: Schweigen ist keine Neutralität. Es kann Mittäterschaft bedeuten.