Neulich fiel mir eine alte Spardose in die Hände. Vergessen im Schrank, gefüllt mit Münzen aus längst vergangenen Zeiten. So ähnlich ergeht es auch zahllosen Bankkonten in Deutschland. Sie ruhen unberührt – ihre Besitzer verstorben oder unauffindbar.
Die Summen sind gewaltig: Schätzungen zufolge liegen etwa 2 bis 9 Milliarden Euro auf solchen «nachrichtenlosen Konten». Geld, das die Bundesregierung nun aktivieren möchte. Der Plan: Ein zentrales Register soll diese vergessenen Vermögen erfassen und nach angemessener Frist für gemeinnützige Zwecke nutzbar machen.
«Diese Gelder könnten sinnvoll in gesellschaftliche Projekte fließen, statt auf ewig ungenutzt zu bleiben», erklärte Finanzminister Christian Lindner kürzlich. Das Vorbild kommt aus Großbritannien, wo bereits seit 2008 ein ähnliches System erfolgreich funktioniert.
Vor einigen Jahren entdeckte ich selbst ein vergessenes Sparkonto meiner Großmutter. Die Überraschung war groß, als sich ein kleiner dreistelliger Betrag offenbarte. Doch viele solcher Konten bleiben unentdeckt.
Die Banken reagieren zurückhaltend. Sie fürchten zusätzliche Bürokratie und rechtliche Komplikationen. Doch während die Diskussion andauert, schlummern die Millionen weiter in den digitalen Tresoren der Finanzwelt. Eine merkwürdige Vorstellung: Geld, das niemandem zu gehören scheint, wartet auf seine Wiederentdeckung.