Es ist ein kühler Morgen an den Hafenkais von Rostock, wo ungewöhnliche Betriebsamkeit herrscht. Militärschiffe aus verschiedenen Nationen liegen Seite an Seite, während Matrosen in unterschiedlichen Uniformen die Decks bevölkern. Das große Nato-Manöver in der Ostsee hat begonnen – und erstmals dienen Rostock und Kiel gemeinsam als Ausgangspunkte für diese maritime Machtdemonstration der Allianz.
Die Bedeutung dieser Übung hat seit dem Ukraine-Krieg spürbar zugenommen. Über 50 Schiffe, 45 Flugzeuge und mehr als 7.000 Soldaten nehmen teil, wie die Nato mitgeteilt hat. Die Sicherheit im Ostseeraum steht im Fokus. «Diese Übung demonstriert unsere Entschlossenheit, die Freiheit der Seewege und die Sicherheit unserer Mitgliedsstaaten zu gewährleisten», erklärte Admiral Hoffmann während der Eröffnungszeremonie. Gestern noch beobachtete ich eine Fregatte beim Auslaufen – die Präzision der Manöver beeindruckte selbst mich als langjährige Beobachterin maritimer Ereignisse.
Die Wahl von Rostock neben dem traditionellen Kiel spiegelt die strategische Neuausrichtung der Nato wider. Lokale Fischer erzählten mir von gemischten Gefühlen. «Wir müssen jetzt größere Umwege fahren», sagte ein älterer Kapitän, «aber wenn’s der Sicherheit dient, ist das in Ordnung.» Die Übung dauert bis Ende Mai und umfasst verschiedene Szenarien von Minenräumung bis zur Abwehr hybrider Bedrohungen.
In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen senden solche Manöver klare Signale. Als ich den Horizont betrachtete, wo die grauen Silhouetten der Kriegsschiffe langsam verschwanden, wurde mir die neue Realität bewusst. Die Ostsee ist nicht mehr nur Urlaubsidyll und Handelsweg – sie ist wieder zum Schauplatz strategischer Interessen geworden. Eine nachdenklich stimmende Entwicklung für unsere Region.