Der Morgennebel legt sich über die Felder Niedersachsens, während ich am Bahnhof auf meinen Zug warte. Die geplante Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover erhitzt weiter die Gemüter. Ein Projekt, das unsere Landschaft und Mobilität grundlegend verändern könnte.
Die Deutsche Bahn favorisiert klar einen kompletten Neubau. Diese Variante würde die Fahrzeit zwischen den Metropolen auf unter 60 Minuten reduzieren – ein deutlicher Fortschritt gegenüber den aktuellen 80 Minuten. Doch viele Anwohner und Umweltschützer sehen das kritisch. «Wir wollen keine zweite Stuttgart 21-Debatte», erklärt mir Umweltaktivist Thomas Berger bei einem Gespräch vor Ort. «Der Flächenverbrauch und die Eingriffe in Naturräume sind nicht zu rechtfertigen.»
Letzten Monat stand ich selbst im Stau auf dieser Strecke. Drei Stunden Verspätung wegen Bauarbeiten an maroden Gleisen. Die bestehende Infrastruktur ist zweifellos sanierungsbedürftig. Die niedersächsische Landesregierung bevorzugt einen bestandsnahen Ausbau, der weniger invasiv wäre. Bundesverkehrsminister Volker Wissing betont hingegen die volkswirtschaftlichen Vorteile eines Neubaus.
Das Dilemma zeigt unser gesellschaftliches Spannungsfeld: Mobilität versus Umweltschutz, Fortschritt versus Bewahrung. Die Deutsche Bahn und weitere Informationen zum Projekt findet man bei der Grafschafter Nachrichten. Beim Einsteigen in meinen verspäteten Zug frage ich mich: Was wiegt schwerer – 20 Minuten schneller am Ziel oder ein Stück unberührte Natur?