In Hamburgs Stadtteil St. Pauli kommen erschreckende Details zum «White Tiger»-Fall ans Licht. Die Ermittlungen gegen vier Männer, die zwischen 2019 und 2021 schwerste Gewalt gegen Kinder verübt haben sollen, intensivieren sich. Laut Staatsanwaltschaft wurden bei Durchsuchungen über 800 Gigabyte Beweismaterial sichergestellt.
Die Beschuldigten im Alter von 29 bis 55 Jahren sollen sich in Privatwohnungen und angemieteten Räumen an mindestens drei Jungen vergangen haben. «Was wir hier vorfinden, übertrifft an Grausamkeit vieles, was wir bisher gesehen haben«, erklärt Oberkommissarin Mertens vom LKA Hamburg. Die Ermittler gehen von weiteren Opfern aus. Besonders beunruhigend: Die Tätergruppe operierte unter dem Decknamen «White Tiger» im Darknet und bot dort Missbrauchsvideos an.
Anwohner zeigen sich schockiert. «Man denkt immer, sowas passiert woanders, nicht in der eigenen Nachbarschaft», sagt Kioskbesitzer Frank Meier, dessen Laden nur wenige Straßen von einem der Tatorte entfernt liegt. Als Reporterin, die seit Jahren über St. Pauli berichtet, spüre ich die Betroffenheit im ganzen Viertel.
Die Hamburger Kinderschutzorganisationen fordern nach Bekanntwerden der Fälle verstärkte Präventionsmaßnahmen. Experten betonen die Notwendigkeit besserer Früherkennung. Die Ermittlungen werden voraussichtlich noch Monate dauern, während die Staatsanwaltschaft an der Anklage arbeitet. Dieser Fall zeigt einmal mehr: Kinderschutz muss höchste Priorität haben – auch im digitalen Raum.