Die Suche nach dem stillen Örtchen gestaltet sich in deutschen Städten oft als wahre Herausforderung. Neulich stand ich am Marktplatz einer Kleinstadt und beobachtete einen älteren Herrn, der hektisch nach einer Toilette Ausschau hielt. Sein verzweifelter Blick sprach Bände. Deutschland hat ein echtes Problem mit öffentlichen Toiletten – während wir in anderen Bereichen der Infrastruktur glänzen, herrscht beim Thema WC ein bedauerlicher Mangel.
In Deutschland kommen auf 10.000 Menschen durchschnittlich nur etwa zwei öffentliche Toiletten – eine erschreckend niedrige Zahl. Besonders betroffen sind Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Ältere oder Familien mit Kleinkindern. «Die mangelhafte Versorgung mit öffentlichen Toiletten ist eine Form der Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen aus dem öffentlichen Raum», erklärt Stadtplanerin Dr. Marlene Weber. Die Ursachen sind vielfältig: hohe Kosten für Wartung und Reinigung, Vandalismus und fehlendes Bewusstsein in der Stadtplanung. Als ich letzten Sommer eine Städtetour machte, plante ich meine Routen tatsächlich entlang bekannter Toilettenstandorte – ein absurdes, aber notwendiges Vorgehen.
Einige Städte gehen das Problem inzwischen aktiv an. Hamburg etwa hat mit der «Netten Toilette» ein System eingeführt, bei dem Gastronomiebetriebe ihre Toiletten für die Allgemeinheit öffnen und dafür eine Aufwandsentschädigung erhalten. Diese pragmatische Lösung könnte ein Modell für andere Kommunen sein. Der Zugang zu sanitären Anlagen ist keine Luxusfrage, sondern ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. In einer Zeit, in der wir über Smart Cities diskutieren, sollten wir vielleicht zunächst die elementaren Dinge richtig hinbekommen.