Die Münchner Cannabis-Szene erlebt einen Rückschlag. Das Amtsgericht München hat ein wegweisendes Urteil gegen einen Arzt gefällt, der Cannabis-Rezepte nach kurzen Online-Beratungen ausstellte. Seit April wurden schätzungsweise über 500 solcher Verordnungen in der Landeshauptstadt auf diesem Weg ausgegeben.
Der 39-jährige Mediziner muss nun eine Geldstrafe von 9.000 Euro zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die fünfminütigen Video-Gespräche für eine fundierte Diagnose nicht ausreichten. «Eine verantwortungsvolle Verschreibung von Betäubungsmitteln erfordert eine gründliche Untersuchung und persönlichen Kontakt», erklärte die Richterin in ihrer Urteilsbegründung.
Die betroffene Online-Plattform hat ihren Dienst bereits eingestellt. Für viele Münchner Nutzer, die Cannabis als Medikament benötigen, bedeutet dies längere Wartezeiten bei Fachärzten. Im Englischen Garten traf ich mehrere Betroffene, die sich Sorgen um ihre Behandlung machen.
Münchens Suchtbeauftragter Dr. Weigl betont: «Die Cannabis-Legalisierung hat viele Grauzonen geschaffen. Wir brauchen klare Regeln für die medizinische Anwendung.» Der Fall könnte überregionale Auswirkungen haben. Ähnliche Online-Dienste in Hamburg und Berlin werden nun genauer unter die Lupe genommen.
Das Urteil zeigt, wie die Stadt zwischen Cannabis-Liberalisierung und medizinischer Sorgfalt ringt. Bis zur vollständigen rechtlichen Klärung müssen Patienten wohl wieder den traditionellen Weg zum Arzt gehen.